Die Repara-Tour

Samstag, 3.9.16: Den Steyr hatten wir zwar schon am Vorabend komplett abfahrbereit gemacht, trotzdem kommen wir mal wieder so gar nicht zu Potte an diesem Morgen, es ist weit nach 10 bis wir endlich mal auf der A8 nach Süden davonrollen. Aber ein richtiges Tagesziel haben wir ja eh nicht, dafür aber perfektes Reisewetter mit Sonne. Also erstmal:  Kurs Kiefersfelden. Und weil die Sonne so schön scheint, wir es ohnehin nicht eilig haben, Österreichs Autobahnen für unseren Steyr mit Euro 0 aber ein halbes Vermögen kosten entscheiden wir uns für den langsameren, aber schöneren und günstigeren Weg über Kufstein und Felbertauern in Richtung Toblach ins Südtirol. Und justament fängt wieder das Kupplungspedal das Zicken an. Na toll.
Eigentlich hatte eine Feldkirchner Fachwerkstatt vor ein paar Wochen den Auftrag, genau das zu lösen. Repariert wurden am Ende viele andere Sachen, aber der Aussage „die Kupplung musste nur entlüftet werden“ war schon da nicht zu trauen. Also erstmal weiter Richtung Cortina,  kleine Mittagspause einlegen, und zwischenzeitlich lösen ein paar beherzte Tritte auf die Kupplung das Problem. Irgendwann erreichen wir die Autobahn nach Venedig, und hinter Venedig geht es auf die Landstrasse nach Ravenna. Kerzengerade, wie mit dem Lineal gezogen, führt die Strasse durch eine der langweiligsten Landschaften Europas. Brettflach, und links und rechts der Strasse immer wieder im Verfall begriffene Restaurants, Hotels, sonst irgendwas. Wir denken uns: guter Vorgeschmack auf Albanien.

Leider fängt das Kupplungspedal jetzt so richtig die Marotte an. Jetzt hängt es bereits sehr früh. Die Kupplung schliesst und trennt zwar noch richtig, dafür bleibt jetzt noch ca. 2cm Kupplungsweg zwischen komplett ausgkuppelt und komplett eingekuppelt. Gefühlvolles einkuppeln ist nun endgültig nicht mehr möglich. Immer wieder beim schalten: rumms. Aua.
Es ist schon weit nach 19 Uhr als wir beschliessen, die Tagesetappe langsam zu beenden. Wir steuern Goro an, finden einen prima zentrumsnahen Parkplatz, auf dem wir nächtigen können und ein paar Meter weiter eine Pizzeria. Ein guter Tagesabschluss an einem unfassbar klebrig schwülen Abend. Und innerhalb von Minuten von Schnaken zerstochen.

Am nächsten Morgen: zeitiger Aufbruch, die Kupplung wurde über Nacht leider nicht besser. Dann in Cesena der Versuch, auf die Autobahn zu kommen. Wir stehen schon in der Mautstelle, nur ein Ticket will der Automat nicht ausspucken. Hm. Zefix. Also Rufknopf gedrückt. Rührt sich keiner. Nochmal Rufknopf. Irgendwann aus der Blechdose: 

„Pronto?“

 Ja hier, nix biglietto. 

Keine Antwort. 

Dafür öffnet sich die Schranke. Na toll. Also ohne Ticket auf die Autobahn drauf. Aber gut, Autobahnabfahrt Rimini muss ein Punto Blu sein, also dort wieder runter. Punto Blu: natürlich chiuso, weil domenica. Als wären Mautprobleme auf Werktage beschränkt. Und nu?

Na fahren wir doch mal zum Mauthäuschen wo noch ein guter alter Kassierer seinen Dienst verrichtet. Diesem radebrecht italienisch erklärt, warum wir kein biglietto haben. Kassierer leicht angenervt, verschwindet dann kurz, kommt irgendwann zurück, kassiert keine 3 Euro und wir ziehen erleichtert von dannen, derweil sich hinter uns eine veritable Schlange gebildet hat.
Also wieder rauf auf die Autobahn, diesmal mit Biglietto und mit Tempo 90 nach Ancona, wo wir gegen viertel nach zwei in den Hafen einrollen, also mehr als pünktlich. Eingecheckt, und dann erstmal stundenlang in der prallen Sonne am Kai gestanden. Unsere Minoan Lines Cruise Europa, die eigentlich um 17.30 ablegen sollte, trudelt überhaupt erst gegen 5 ein. Na super. Bis der Kahn entladen ist, was bei aberhunderten LKW und anderen Fahrzeugen ein Spektakel ist, dauert es natürlich ewig.
Irgendwann geht es dann für uns auf die Fähre, und um 19.30 legen wir mit zwei Stunden Verspätung ab. Wenigstens ist auf dem Schiff etwas geboten, anders als auf dem Kahn von Marokko zurück.

Gegen Mittag erreichen wir Igoumenitsa und rollen nun mit immer noch hängender Kupplung auf griechischen Strassen. So geht das nicht. Also definitiv eine LKW-Werkstatt suchen was sich als gar nicht so einfach erweist. Irgendwann werden wir fündig. Aber wenigstens haben wir die Ersatzteile aus guten Gründen im Bordvorrat dabei. Innerhalb einer Stunde werden die beiden Zylinder getauscht. Problem erledigt. 

Weil es uns aber mittlerweile zu spät ist, noch nach Albanien weiterzufahren beschliessen wir, hier heute noch zu übernachten. Weil es aber leider unmöglich ist, irgendwo einen schönen Stellplatz zu finden wo man ans Meer kommt, landen wir auf dem Camping Eleni 8km südlich von Igoumenitsa. Stellplatz unter Bäumen direkt am Wasser. Toll. So kann der Urlaub Anfangen. Eventuell. Wäre da nicht die Wetterkomponente.