Heimwärts: Mirupafshim në Shqipëri – Dobrodošli u Crnu Goru/Hrvatsku/Bosnu/Sloveniju

So schnell vergeht die Zeit. Seit zwei Wochen auf Tour, was für diese Ecke Europas ohnehin viel zu wenig ist. Alleine hier auf dem hervorragenden Campingplatz Lake Shkodra hätten wir mühelos noch mehrere Tage vergammeln können.

Aber wie so oft: hilft halt nix. Der Alltag ruft bald wieder. Vor allem weil wir uns für den Rückweg ja doch auch etwas Zeit nehmen wollen, vor uns liegen knapp 1.500km entlang der Küste Dalmatiens.

Und wir kommen los an diesem morgen: mal wieder so gar nicht. Ewiges rumtrödeln und absolute Heimreiseunlust sorgen dafür, dass wir erst  nach 11 Uhr überhaupt mal vom Campingplatz runterrollen. Gegen 12 erreichen wir dann den Grenzübergang Han i Hotit, wo wir nach kurzer und harmloser Abfertigung ein paar Minuten später bereits auf montenegrinischem Asphalt rollen.

Next Stop: Budva. Hier waren wir das letzte mal 2011, und wir sind unglaublich gespannt, wie es hier heute ausschaut. Und so rollen wir durch die Berge Montenegros bis wir wieder das Meer erreichen. Den ersten kurzen Abstecher machen wir nach Rafailovici wo wir damals waren. Und wir sind einigermaßen sprachlos.

Was damals noch eine einigermaßen beschauliche Bucht war ist mittlerweile bis in den letzten Winkel bebaut, Hotels noch und nöcher, und angesichts der allgegenwärtigen russisschsprachigen Reklame ist die Zielgruppe auch relativ schnell klar.

Wir halten uns gar nicht groß auf und fahren weiter nach Budva, vorbei am neugebauten Dukley Garden, der neue Millionaire’s Playground von Montenegro. Mittlerweile strahlt hier alles ein bisschen Casino Royale-Atmosphäre aus.

In Budva nehmen wir uns jedenfalls Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang entlang der Flaniermeile an der Marina, trinken einen schönen einheimischen Roten und denken uns, hach, so könnte Urlaub ewig sein.

Irgendwann fahren wir widerwillig doch weiter, und als wir die Bucht von Kotor erreichen müssen wir uns entscheiden: den Shortcut mit der Fähre nehmen oder auf der Straße um die Bucht herum?

Wir denken uns noch: Shortcuts sind Gehetzte. Also außenrum. Gab ja auch nicht wirklich eine Gewichts- oder Größenbegrenzung oder ähnliches. Nunja, jedenfalls hat es nicht lange gedauert bis wir uns dachten: irgendwie hatten wir die Straße doch nicht ganz so schmal in Erinnerung….

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Alles bissi enger in der Bucht von Kotor….

Also landschaftlich war die Strecke bestimmt toll. Dafür können wir jetzt Wiggerl auf Millimeter genau zwischen Gegenverkehr und Hausfassaden durchmanövrieren….

Irgendwann schon in der Abenddämmerung erreichen wir die Grenze nach Kroatien, sind innerhalb von 15 Minuten durch und entscheiden, gar nicht mehr weiterzufahren, sondern steuern den ersten Ort hinter der Grenze direkt am Meer an: Molunat. Wir rollen also die enge und steile Straße in den kleinen Ort hinab und sind dort natürlich erstmal Hingucker. Wir erreichen einen kleinen Stellplatz in einem Innenhof, wo ein paar andere Womos stehen. Ein älterer Brandenburger macht sich gleich dran, uns rückwärts in die enge Angelegenheit einzuweisen, und ruckzuck sind wir belagert. Woher, wohin, was für ein Fahrzeug, blablabla. Irgendwie lustig.

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Kein Kroatienaufenthalt ohne Fischplatte

Wir gehen zur Abwechslung an diesem Abend mal wieder richtig gepflegt essen. Fischplatte muss einfach sein. Und Molunat ist ein richtig nettes ruhiges Örtchen. Gefällt uns hier.

Am nächsten Tag dann wieder: nordwärts. Immer hart am Meer auf der alten Küstenmagistrale fahren wir an einer der schönsten Küstenstrecken Europas. Dubrovnik müssen wir leider links liegen lassen – verdammter Zeitmangel.

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Keine Restzweifel, welche Spezies hier wildwechselt…

Irgendwann erreichen wir die unvermeidbare Grenze für 10km Bosnien-Herzegowina. Selbst wenn in Neum ja auch nur kroatische Flaggen wehen. Da über diese Grenze auch so ziemlich alles rollt, was zwischen Dubrovnik und dem Rest Koratiens verkehrt ist hier am Grenzübergang auch mal Stau angesagt, und wir rollen in der PKW-Schlange (wie bisher an allen Grenzen) langsam an den Schlagbaum. Dann Passkontrolle, Alex steigt mit den Pässen aus, und zum ersten mal geht der Zirkus los.

  • Zöllner: „Kamion!“ Und verweist in die LKW -Schlange.
  • Alex: „Ali to nije kamion, to su kamper!“ Das ist ein verdammtes Wohnmobil und kein LKW!
  • Zöllner: „Kamion!!“
  • Alex: „Ajde, nije kamion!“
  • Zöllner: „Kamion!“
  • Alex: „Ajdeeeeee…. i šta sad?“ Und nun?

Zum Glück war hier der Punkt erreicht, an dem es dem Zöllner selbst zu blöd wurde. Unter wüsten Flüchen stempelt er die Pässe und am Ende rollen wir trotzdem nach Bosnien rein.

Pünktlich zur Mittagszeit rollen wir nach Neum rein, was zweierlei heisst. Essen fassen, und zwar Gegrilltes. Und zwar reichlich davon.

Und dann noch Diesel fassen. Ebenfalls reichlich davon. Nirgendwo auf der Strecke wird der Diesel günstiger als hier, wo wir für ziemlich genau einen Euro/Liter beide Tanks sowie den Reservekanister voll machen. Damit kommen wir aber sowas von locker bis nach Hause….

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D-Mark-Preise in Bosnien, Wechselkurs 1,95583.

Und ab jetzt geht es mit vollen Tanks wieder nach Kroatien rein, wo wir kurz vor Split dann auch mal die Küstenstrasse verlassen und zumindest temporär auf die Autobahn wechseln, sonst kommen wir ja gar nicht mehr vorwärts.

Hinter Zadar verlassen wir die Autobahn dann aber auch schon wieder und rollen nun die Kvarner Bucht entlang. Hach, könnte man hier teilweise schön stehen bleiben. Aber ist ja leider sowas von verboten in Kroatien. Unterwegs treffen wir ein Ehepaar aus Portugal in einem alten MB100D, die gerade auf Balkantour sind. Respekt, ganz schöne Entfernung…

Jedenfalls werden wir für die letzte Nacht auf Tour nochmal auf einen Campingplatz angewiesen sein. Und so erreichen wir irgendwann am Abend Senj, wo wir auf einem völlig überfüllten und wenig attraktiven CP eintreffen und sofort das Geschau sind von Heinz-Rüdiger aus Hintertupfing und Karl-Arsch aus Wanne-Eickel, deren Tupperidylle wir nun sichtlich zu stören scheinen mit 12-Tonnen-Allrad in der Euro-Null-Ausführung. Wenigstens treffen wir die Portugiesen wieder, mit denen wir den Abend vor ihrem Benz verbringen, uns köstlich amüsieren und wir auf kulinarische Reise nach Portugal gehen. Die beiden haben so ziemlich alles aus Portugal mitgebracht: Käse, Wurst, Weisswein, Rotwein, Portwein, und alles müssen wir probieren.

Es ist vielleicht kurz nach zehn, als Karl-Arsch aus Wanne-Eickel um den Benz schleicht, einen Blick auf das portugiesische Nummernschild wirft und sodann zu seiner Hilde rübermosert „Das sind Polen, kein Wunder, dass die so einen Krach machen!“.

Endlich wissen wir wieder, warum wir niemals Wohnmobil-Urlaub in Heimatnähe machen wollten.

Nächster morgen, 19.9., letzter Reisetag, und wir können es am Morgen gar nicht abwarten, dieses Schrebergartengrauen zu verlassen. Weg, weg, weeeeg hier.

Unser Durchschnittstempo steigt nun, ab Rijeka geht es auf der Schnellstraße in Richtung Slowenien, das wir aber unter weitgehender Vermdeidung der unverschämt teuren Autobahnen (10 Euro für weniger als 15km. Respekt. So dreist langen nicht einmal unsere südlichen Nachbarn zu.) durchs schöne SočaTal durchqueren und über den Predil-Pass nach Italien fahren. 

Wir gönnen uns noch einen kurzen Aufenthalt mit einem letzten mediterranen Essen und Wein in Tarvisio und nehmen dann den Nassfeldpass in Angriff.

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Früher unsere Cabrio-Strecke, jetzt mal mit dem Laster

Und sobald wir auf österreichischen Straßen rollen denken wir nur: jetzt aber nix wie heim. Und wie immer zieht sich die Strecke heimwärts über Felbertauern und Kitz endlos wie Kaugummi. Irgendwann gegen 23 Uhr rollen wir schon im Sekundenschlaf in München vor die Haustür.

Geschafft. Schön war’s.

Danke Albanien.

 

 

 

 

Valbona-Tal und kein Koman-Stausee – den Uhrzeiger im Nacken

16.9.16 – wir wachen morgens sehr zeitig auf. Obwohl wir mitten im Zentrum von Bajram Curri übernachten schlafen wir wie Steine. Dafür sind uns am nächsten Morgen die Blicke der Einheimischen sicher. Der Nachtwächter des Museums begrüßt uns jedenfalls herzlich und bringt erstmal Kaffee. Wenn das mal kein guter Start in den Tag ist!

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Unser vermutlich zentralster Übernachtungsplatz aller Zeiten – mitten in Bajram Curri

Nach dem Kaffee Aufbruch ins Valbona-Tal. So schade, dass uns die Zeit ausgeht. Wir fahren keine 10km aus Bajram Curri heraus und befinden uns inmitten der grandiosen unberührten Landschaft der albanischen Alpen. Schroffe Berge, das glasklare und bitterkalte Wasser der Valbona und dazwischen Wildblumenwiesen mit dem Geruch wilden Oreganos.

 

Irgendwann sehen wir links der Straße das Auto der Tiroler stehen, mit denen wir vor knapp zwei Wochen von Igoumenitsa nach Ksamil gefahren waren. Wir vermuten, dass beide gerade irgendwo in den Bergen herumkraxeln, hinterlassen unseren Wiedersehensgruss an deren Scheibenwischer und fahren noch bis zum nördlichen Ende das Tals. Dann allerdings pressiert die Zeit. Um 13 Uhr wollen wir in Fierzë die Fähre über den Koman-Stausee erreichen, die wir bereits am Vortag telefonisch reserviert haben, selbstverständlich mit Angabe auf Länge, Höhe und Gewicht des Fahrzeugs.

Wir drehen am nördlichen Ende des Tals also wieder um, fahren zurück Richtung Bajram Curri und erreichen irgendwann den Fähranleger in Fierzë, um uns herum lauter andere Allradler. Das Ticket händigt uns der Verkäufer auf der Straße aus und wir denken erstmal, alles gut. Dennoch: wir wundern uns schon, wie wir auf den Kutter kommen sollen. Schon als der VW T2 vor uns auf den Pott fährt, biegt sich die Rampe geschmeidig durch. Wie sollen denn wir da drauf kommen? Und justament kommt der „Kapitän“ von dem Pott und weist uns ab, natürlich Megadebatte mit uns und Ticketverkäufer. Jetzt wird uns auch klar, wieso die Jungs in Bajram Curri sich so gewundert haben, wieso wir mit einer 13 Uhr Fähre fahren wollen und nicht mit der um 10 Uhr. Mist.

Also gut. Geld fürs Ticket zurückerhalten und dann eben auf dem Landweg nach Shkoder. Die wohl spektakuläre Fahrt über den Koman-See fällt also aus, denn dass wir am Abend in Shkodër sein müssen ist leider gesetzt. Schicksale des Zeitmangels. Welche Strecke vor uns liegt können wir nur erahnen. Schon auf der Landkarte sieht die Strecke zwischen Fierzë und FushëArrëz aus, als sei jemand mit der Computermaus ausgerutscht. Und tatsächlich: es folgen 80 km Landstrasse für 20km Luftlinie. Immer gerade 3 Meter breit, 250m über irgendwelchen Abhängen ohne Leitplanke, dafür mit gigantischen Ausblicken über den Fierza-Stausee. Eigentlich ein Genuß, aber wenn man ein ungeplantes Etappenziel in 200km Entfernung hat, dann kein Spaß. Für die Strecke nach FushëArrëz brauchen wir geschlagene dreieinhalb Stunden. Macht einen Schnitt von gut 23km/h. Und das auf Asphalt.

 

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Relikte des Kommunismus allerorten – landwirtschaftliche Kooperative irgendwo bei Fushe-Arrez, die Enver Hoxha-Parole noch gut lesbar

Bis wir Shkodër erreichen ist es halb acht. Wir steuern den Campingplatz Lake Shkodra Resort an, zweifellos die zweitbeste Anlage (nach Manzil La Tortue) auf der wir je standen. Den VW T2, der schon in Fierzë vor uns auf die Fähre gefahren ist stand auch schon da. Wir nehmen einen Platz in Beschlag, genießen ein bisschen die Abendidylle und liegen noch vor 22 Uhr völlig tot im Bett.

Oh, last miles in Albania…

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Abendidylle am Skutarisee

 

 

 

 

Nordalbanien – ins Land des Kanun

Was hat man uns in Südalbanien gewarnt. „Wieso wollt Ihr in den Norden? Seid Ihr verrückt? Da oben wohnen nur Irre! Die bringen sich gegenseitig um!“

Im Vergleich zu dem, was wir hier von Südalbanern über Nordalbaner hören, klingt das „Saupreiss“ des Bayern fast schon liebevoll.

Egal, wir müssen ja auch mal wieder nach Hause, und deshalb führt uns der Weg, ob wir wollen oder nicht, durch den Norden.

Wir verlassen Tirana also auf der vierspurigen Schnellstrasse, die uns irgendwann auf die Autobahn in Richtung Kosovo bringen soll.

Bei der Gelegenheit entdecken wir irgendwann zu unserer rechten einen halben LKW-Schrottplatz mit angeschlossener Werkstatt. Hm. Seit Bad Kissingen fahren wir schon unsere neuen LED-Scheinwerfer für den Steyr spazieren, ohne, dass sie mal eingebaut wären. Und einen Austauschschlauch für die Reinluft zum Turbolader haben wir auch dabei….Also halten wir an und fragen uns mal durch. Der Chef selbst zwar keiner Fremdsprache mächtig, aber freundlich. Schickt uns gleich einen Mechaniker, der mal ein paar Jahre in Turin war und dem wir auf Italienisch erklären können, was wir wollen. „Alles gar kein Problem.“ Ok, wie lange dauerts? „Eine Stunde.“Wir vereinbaren einen Preis, mit dem beide Seiten sehr zufrieden sind. Für den Mechaniker: ein mehrfaches seines Stundenlohns. Für uns: irgendwo im Bereich von zwei Eintrittskarten fürs Kino mit Popcorn. Innerhalb von 10 Minuten sind die Scheinwerfer ausgetauscht. Dafür dauert der Austausch des Reinluftschlauchs leider etwas länger, weil wegen kleineren Außendurchmessers des Originals Kreativarbeit nötig wird. Die Karre steht in der prallen Mittagssone, der Mechaniker gibt aber alles. Ein echtes Improvisatiosgenie, das wir selbstverständlich mit einem extra Trinkgeld honorieren. Diese Mühe hätte sich bei uns niemand gemacht.

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Und so setzen wir den Weg fort, mangels brauchbarer Straßen in den albanischen Norden mit Umweg über den Kosovo. Irgendwann stehen wir vor dem Grenzübergang und reihen uns selbstverständlich in der PKW Schlange ein. In den 30 Minuten Wartezeit kamen gefühlt 20 Grenzer der Reihe nach angedackelt und schimpfen uns in die LKW Schlange. Aber nix Kamion! Nix TIR! Camper! Klappt. In Sekunden sind wir aus Albanien ausgereist. Dann Einreise in den Kosovo. Der Grenzer gleich: „Deutschlaaaaaaand! Wilkommen!“ Aaaaalter. Einreise läuft freundich und korrekt, und er fragt nach Grüne Karte, die für den Kosovo natürlich ungültig ist. Alex fragt gleich, wo man Versicherung kaufen kann, dabei rutscht ihm statt das albanische „Sigurimi“ das serbische „Osiguranje“ raus. Au weh. „Kosovo: Nix Osiguranje! Sigurimi! Deutsch – viel Respekt. Serbia – nix Respekt!“

Jaja, sorry, mein Fehler, also was ist jetzt mit Sigurimi? „Da vor Grenze.“ Also mit dem LKW erstmal einreisen, rechts abstellen, zurück durch die Einreise, Versicherung für 15 Euro abschließen (statt 40 für PKW. Süß) und wieder durch die Einreise und dabei nochmal vom Grenzer die Hand schütteln lassen „Deuschlaaaand, mein Freund!“. Meine Güte.

Also ab auf dem nagelneuen „Ibrahin Rugova Highway“ bis Prizren Nord und von da ab in Richtung Berge. Auf der Straße: Traktoren und Pferdefuhrwerke en masse. Links und rechts davon: nagelneue Villen zwischen Bauruinen und überall Müll. Die grundsätzlich zweisprachigen Verkehrsschilder im Kosovo (albanisch/serbisch) sind ausnahmslos alle hälftig übersprüht. Wir denken uns einfach mal unseren Teil.


Dafür ist der Diesel billig. Für 95 Cent machen wir an einer Petrol-Tankstelle („Diesel gutt Qualität! Italia Diesel!“ Schon klar.) beide Tanks voll und verlassen diesen hoffnungslosen Landstrich so schnell, wie wir eingereist sind. Nach einer Stunde im Kosovo erreichen wir den Grenzübergang Qafë Morinë, wo unser LKW bei den albanischen Zöllnern Aufsehen erregt. Wir machen uns schon auf eine Durchsuchungsaktion gefasst, dabei sind die Zöllner nur neugierig, wie so ein Ding im Innern aussieht. Zügig und äußerst freundlich werden wir abgefertigt und wir sind schon wieder in Albanien.
Dafür wird es langsam dunkel. Mist. Unser Tagesziel Valbona-Tal knicken wir. Also denken wir uns, fahren wir doch mal nach Tropoje zu unserer Raststätten-Bekanntschaft.

Wir also mitten in den Ort rein, bei dem wir unweigerlich an Liam Neeson in 96 Hours (Marko aus Tropoje) denken müssen. Wir erreichen den großen Platz im Zentrum des Orts, der jetzt um die frühren Abendstunden heftig belebt ist. Und dutzdende Menschen fokussieren uns wie Außeriridische. Von Museum sehen wir nix. Kommen einige auf die Fahrerseite des Steyr gelaufen, Alex macht das Fenster runter. „Café Muzeum“ verstehen sie zwar alle, aber wir verstehen nicht, was sie uns mitteilen wollen. Greift einer zu seinem Handy, quatscht irgendwas auf Albanisch und reicht dann Alex wortlos das Handy hoch. „Ja hallo, Ihr habt Problem?“ Nein, kein Problem, wir suchen nur das Café Muzeum. „Café Muzuem nicht hier, ist in Stadt!“ Öh, ich dachte ich bin in der Stadt, in Tropoje. „Nein nein, ganze Kreis heisst Tropoje, Ihr müsst nach Bajram Curri, da ist Café Muzeum!“ Achsoooo! Super, Danke!

Alex reicht das Handy wieder runter, bedankt sich artig, die Einheimischen freuen sich riesig, dass sie helfen konnten.

Fahren wir halt nach Bajram Curri, sind ja nur knapp 30km bei Dunkelheit. Prima Gelegenheit, die neuen Scheinwerfer zu testen. Wir stellen fest: Die hätten wir schon auf unserer Nachtfahrt nach Agadir haben sollen.

Irgendwann erreichen wir Bajram Curri, Café Muzeum finden wir gleich und trinken erstmal ein Bier. Unsere Bekanntschaft leider nicht da. Irgendwann rufen wir mal kurz an und sagen, dass wir im Café Muzeum sind. „Oh ok, super, bin in 10 Minuten da!“ Und da kam er tatsächlich nochmal. Erzählt nochmal von seiner Zeit in Deutschland und wie toll er es fand („Irgendwann komm ich wieder nach Deutschland mit Familie, hier in Albanien pack ich einfach nicht“) und was er hier so arbeitet („Hier gibts keine Arbeit, weisst Du, mach ich albanische Art, mal dies, mal das.) . Wir haben jedenfalls einen sehr kurzweiligen Abend. Irgendwann muss er leider wieder los und er fragt, wo wir übernachten werden. Wir: Ja am besten im LKW. Kennst Du einen guten Platz wo wir uns hinstellen können?

Er quatscht kurz mit dem Wirt auf Albanisch und meint dann zu uns: „Stellt Ihr LKW direkt hier an Treppe vor Museum. Hier ist Nachtwächter, der passt auf Museum und Geschäfte auf und so. Der passt heute Nacht auch auf Euch auf, Ihr seid jetzt unsere Gäste. Hier passiert Euch gar nix!“

Oh. Krass. Ok!

„Und wenn Ihr heute Ncht irgendwas braucht, Kaffee oder so, egal ob ein Uhr nachts oder vier Uhr morgens. Sagt dem Nachtwächter Bescheid, der macht Euch.“

Die Gastfreundschaft des Kanun. Legendäres Albanien.

 

 

 

 

 

 

Tirana – aus Grau mach Bunt

Mittlerweile ist schon Mittwoch, der 14.9., also der zwölfte Tag auf dieser Tour und gute Gelegenheit, den Steyr mal wieder stehenzulassen. Unser Stellplatz beim Hotel „Mir schwätzed schwäbisch“ Baron ist so gelegen, dass wir am Morgen einfach in den Linienbus springen, der uns für einen Centbetrag direkt ins Zentrum von Tirana bringt.

Was einem unterwegs schon auffällt: die bunten Plattenbauten. War vorher in Albanien die vorherrschende Farbe Grau in all seinen Tönen der Alterung, so präsentieren sich Tiranas Plattenbauten in allen Pastellfarben von Schweinchenrosa bis Mintgrün. Eine Idee des ehemaligen Bürgermeisters (und amtierenden Ministerpräsidents) Edi Rama, der Tirana unter anderem so ein bisschen lebenswerter machen wollte.

Dennoch verlässt man den Linienbus erstmal am Skanderbeg-Platz, der wegen Baustelle so gar nicht vom berühmten Reiterdenkmal seines Namensgebers dominiert wird, sondern immer noch vom linearen Bau des Nationalmuseums mit seinem so unverkennbaren Mosaik. Das Erbe des Kommunismus bleibt eben omnipräsent.

Wir besichtigen also erstmal das Nationalmuseum, das angeblich sogar eine neue Abteilung zur Zeit nach 1945 haben soll. Die allerdings erweist sich als eher…. dürftig. Schade. Also schlendern wir lieber durch die Innenstadt und vor allem entlang des Boulevard Dëshmorët e Kombit. Manche Dinge haben sich nie geändert, das Innenministerium befindet sich heute noch im gleichen Gebäude wie damals, als die Sigurimi Oppositionelle mal eben „umgesiedelt“ hat.

Dafür werden wir immer wieder freundlich von Einheimischen angesprochen (auch von solchen, die sich als „Fremdenführer“ anbieten wollen.) Interessant: kaum erwähnt man Deutschland bekommt man die Geschichte erzählt, als Franz-Josef Strauss Albanien besucht hat, und immer schwingt Bewunderung mit. Damit hätte FJS wohl nie gerechnet.

Dabei passieren wir die Ruinen des „Hotel Dajti“, zu jener Zeit, das einzige Hotel, in dem Westler absteigen durften, sowie die Pyramide, die Hoxhas Tochter damals als Mausoleum für ihren Vater entwarf und nun ein jämmerliches Dasein als größte öffentliche Rutsche Tiranas fristet.

Und dann biegen wir ab in den „Block“. Das Blloku-Viertel mit Hoxhas Villa, damals Tabuzone für Nicht-Parteiführung, heute DAS In-Viertel Albaniens. Überall Lokale, die Gehwege ein Catwalk für knapp bekleidete selbstbewusste Albanerinnen, die Straßen ein Showroom für Luxuskarossen, von denen (nach Aussage Einheimischer) mindestens die Hälfte geklaut sein dürfte. Boomtown Tirana.

Wir jedenfalls verlieren die Lust am Laufen und verlegen uns stattdessen auf’s Leute schauen. Von Frappé zu Frappé wechseln wir die Locations und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Noch nie haben wir in Europa den Gegensatz zwischen Land und Stadt so extrem empfunden wie hier. Kurioserweise sehen wir hier überhaupt das erste mal einige wenige Frauen mit Kopftuch. Albanien, Land der Widersprüche…

Für uns steht jedenfalls fest: Tirana boomt. Tirana macht Lust. Tirana macht Spaß.

Berat – hübsches Albanien, armes Albanien

Nachdem wir uns bei Niko auf seiner Wiese eingerichtet haben geniessen wir bei einem Abendspaziergang samt Abendessen schonmal erste Eindrücke der Stadt. Quirlig geht es hier zu, lebhaft, die Kneipen alle ziemlich voll, die Stimmung ist ausgelassen. Sehr angenehm.

Am nächsten Morgen starten wir dann zur eigentlichen Besichtigung. Aber nicht, ohne auf nüchternen Magen Nikos Raki probieren zu müssen. Wooohhh, es ist 8 Uhr morgens… Ich hab noch nicht mal Kaffee getrunken – da kann ich keinen Raki trinken. „Nooo problämm… ein bisschen!“. Niko giesst ein. Örghs. Raki zum Frühstück.
Also dann.. Stadtspaziergang. Hübsch ist Berat. Genau wie Gjirokastër UNESCO-Weltkulturerbe, aber deutlich gepflegter und sehr viel besser erhalten. Den Aufstieg zur Burg schenken wir uns hier allerdings, man nenne uns Banausen. Hier gilt: kennste eine kennste alle.

Stattdessen wechseln wir auf die andere Flussseite in den Ortsteil Gorice und kehren dort erstmal auf eine Cola in das kleine Kiosk-Café eines alten Mannes ein. Verständigung – schwierig. Gjermanisht? English? Italiano? Ellinika? Nichts geht. Egal, unsere Cola bekommen wir trotzdem.
Irgendwann kommt ein anderer Mann ins Café, er unterhält sich mit dem Besitzer und wir verstehen nur irgendwann“greqisht“ mit eindeutigem deuten in unsere Richtung. Dann kommt der Mann auf uns zu, spricht uns auf griechisch -mit dem charakteristischen Akzent der albanischen Griechen- an, ob wir griechisch sprechen. Alex bejaht, spricht kurz mit ihm, bittet ihn an den Tisfh auf einen Kaffee. Eine Unterhaltung entwickelt sich, er erzählt, er sei gebürtig aus Sarandë, aber zu kommunistischen Zeiten nach Berat umgesiedelt worden. Nach 1991 sei er hier daran beteiligt gewesen, die orthodoxe Gemeinde des Ortes wieder mit aufzubauen.

Auf die Frage was er arbeitet sagt er: nichts, Arbeit gäbe es hier keine. Im Sommer sammelt er Kräuter die er verkauft, ansonsten leben er und seine Familie weitgehend von Unterstützung durch die Kirche, wo sie auch Essen bekommen. So entwickelt sich das Gespräch weiter, wir erfahrenl dass heute Schulbeginn ist, er aber kein Geld hatte, seinen beiden Söhnen die Schulbücher zu bezahlen. „Und die gehen jetzt dann also in die Schule und haben keine Bücher?“ Ja. Oha. Wir erfahren, die Bücher für beide kosten ca. 60 Euro. Ein Haufen Geld in einem Land, in dem der Durchschnittslohn 300 Euro beträgt.

Kathrin zu Alex: „Du, frag mal wo man die Bücher kauft. Ich will ihm die kaufen.“ Wir erfahren: direkt in der Schule. Wir bieten also an, mit ihm zusammen zur Schule zu gehen und die Bücher zu kaufen. Er reagiert zurückhaktend, aber bedankt sich schonmal. Wir laufen also zu Dritt zur Schule, es ist gerade Schulschluss, seine Frau holt gerade seinen kleinen Sohn ab und wir treffen beide noch. Sie suchen die Klassenlehrerin und finden sie gerade noch, zu fünft betreten wir den Raum, wo die Bücher ausgegeben werden. Ein riesiger Stapel für beide. Süss: Das Deutsch-Buch für die 4. Klasse. „Beste Freunde“.

Sie reden viel mit der Lehrerin, viel verstehen wir nicht, aber den Kasernenhof-Tonfall der Lehrerin nehmen wir durchaus wahr. Aber alles läuft sehr akkurat, alles wird ordnungsgemäss dokumentiert. Derweil wissen der kleine Sohn und seine Mutter gar nicht, wie ihnen geschieht.
Irgendwann heisst es nur, das Geschichtsbuch gibt nicht sie aus, sondern eine andere Lehrerin. Wie uns übersetzt wird schickt sie den Jungen los die andere Lehrerin zu suchen, damit sie in unserem Beisein das Buch ausgeben kann, so dass wir gewiss sind, dass nichts vorenthalten wird. Abermals sind wir positiv überrascht.

Wenigstens haben wir jetzt auch mal eine albanische Schule von innen gesehen. Der Mutter des Kindes ist die Scham, aber auch die Dankbarkeit anzusehen. Wir werden noch auf eine frischgepresste Limonade aus Mandarinen aus dem Garten des bescheidenen Heims eingeladen, so sehen wir auch mal die Seitensträsschen und Hinterhöfe einer albanischen Stadt.

Am Nachmittag dann wieder: Aufbruch. Wir verlassen Berat in Richtung Elbasan, wo wir in erster Linie das gigantische Stahlwerk „Stahl der Partei“ zu Gesicht bekommen, heute nicht viel mehr als eine Brache der Planwirtschaft in gigantischen Ausmassen. Durch die kleine Altstadt von Elbasan schlendern wir auch kurz, bietet aber nichts wirklich interessantes.

Am frühen Abend erreichen wir dann Tirana. Mangels Stellmöglichkeiten in Stadtnähe weichen wir auf die Adresse des Hotel Baron in der Rruga Elbasanit, der Einfallstrasse schlechthin aus. Dort parken wir relativ gemütlich auf dem Hotelparkplatz, palavern mit dem in Tübingen wohnenden Hotelbesitzer, essen gut und trinken einen exzellenten hausgemachten Merlot. Ein guter Tagesabschluss.

Wildes Albanien, schönes Albanien

Aufbruch aus Tepelenë am frühen morgen, wir fahren in Richtung Përmet. Mal wieder auf katastrophalem Asphalt. Und dann der ersehnte Abzweig nach links: Ausschilderung in Richtung Frashër, wir wollen die berüchtigte Strecke von Përmet in den Osum-Canyon nehmen.
Also wieder runter vom Teer, und wir fahren gute 8km auf halbwegs ordentlicher Piste. Der Abzweig nach links, ein kleiner Wegweiser sagt „Skrapar“. Ok, passt. Und mit einem mal geht es sehr steil auf groben Steinen den Berg hoch. De Steine so grob und der Weg so steil, dass wir es stellenweise selbst im 1. Gang nicht mehr schaffen, die Geländeuntersetzung muss her. In unserer albanischen Strassenkarte ist das sogar noch als Hauptfeldweg eingezeichnet. Was bitte ist dann erst ein Nebenfeldweg?

Nach einigen Kilometern erreichen wir den kleinen Ort Raban. Wir fragen nochmal bei einem Bauern nach, ob die Strecke fahrbar ist. Jaja, alles kein Problem mit 4×4. Na dann, wir sind gespannt.
Dann geht es weiter steil hoch, teilweise immer wieder links und rechts Bäume mit dicken knorrigen Ästen, unseren Aufbau zieren nun Dutzende neue Kratzer auf beiden Seiten. Es geht mittlerweile auf knapp 700m hoch, der Abzweig nach Frashër lag noch auf 200m. Und dann erreichen wir langsam den Grat der ersten Anhöhe. Links Berg, rechts 100m Abhang, der Weg 20cm breiter als der Steyr, und bergseitig dank starker Regenfälle der letzten Tage hübsche Erdhaufen. Na toll. Also langsamst und mit höchster Konzentration weiter. Der Steyr bekommt stellenweise hässliche Schräglage in Richtung Abhang, die Hinterachse rutscht immer wieder an den kleinen Edrutschen ab. Wir haben beide 180 Puls. Atmen stellen wir komplett ein. Aber nach ein paar hundert Metern sind wir durch. Durchschnaufen.

Und weiter und immer weiter schaukeln wir uns langsam über die groben Steine. Eine Schiffschaukel auf der Wiesn ist ein Scheißdreck dagegen. Irgendwann erreichen wir Sevran i madh (unser Navi hält das hier allerdings schon für Malindi – verwirrend), und tatsächlich taucht dort das Parkplatzschild und das handgemalte „Camping“ auf und die ältere Dame winkt schon. Der Zwischenstop, den schon die Crew von donnerlaster.de in ihren Reiseberichten beschrieben hat. Wir stellen also ab und kehren bei der Dame ein, die hier oben in dieser grandiosen Landschaft liebevoll eine kleine überdachte Terrasse hergerichtet hat und gleich neben Kaffee ein paar Krapfen mit Honig serviert, dazu selbstgemachten Raki. Alles ist sehr lecker. Verständigung ist schwer möglich, aber trotzdem alles sehr herzlich. Stolz präsentiert sie ihr Gästebuch, das wir voller Neugierde durchblättern und überrascht sind, wieviele Verrückte hier durchkommen, über nicht vorhandene Strassen, die für Einheimische bittere Realität sind, für uns eine Gaudi. Nach donnerlaster und pistenkuh verewigen auch wir uns im Gästebuch, kaufen noch eine Flasche des erstklassigen Raki und setzen vergnügt den Weg fort.

Langsam beginnt der Abstieg, immer wieder kommen uns Einheimische auf Allradfahrzeugen entgegen. Ein demolierter 4×4 steht verlassen in der Gegend. Wo ist der denn runtergefallen?

Kurz vor Çepan begegnen wir auch einem ausgewachsene Kipper. Und schon stehen wir vor der berüchtigten Holzbrücke mit ihrer 4t-Beschränkung. Hm. Links ist die Furt durch den Fluss zwar gut erkennbar. Nach all dem Regen hat der Fluss aber dann doch etwas zu reichlich Wasser, um direkt durchs Flussbett zu brettern. Und der Kipper ist ja ganz offenkundig auch über die Brücke gefahren. Also dann – piano piano über die morschen Holzbohlen.

Geschafft. Nach 3h für etwas über 20km sind wir umso überraschteqr, als wir in Çepan dann auf Asphalt kommen. Wir hatten noch die Information, dass der Teer in Çorovodë endet, aber das ist wohl überholt.

Und dann treffen wir erstmals auf den Osum Canyon. Und vor uns die lange Brücke über die Schlucht. Diesesmal ohne Gewichtsbeschränkung, dafür sehr viel länger, unter uns ein paar hundert Meter Schlucht, und wieder nur morsche Holzbretter. Wieder piano piano, alles knarzt schon hässlich unter unseren Rädern. Dabei sind schon vor uns weiss Gott wieviele LKW über die Bretter gerumpelt und es hat gehalten, dann hält es doch erst recht bei uns. Trotzdem mulmig.
Aber schön, wieder auf Teer zu sein. Links von uns die bis zu 800m tiefe Schlucht des Osum, die der Fluss im Laufe der Erdgeschichte ins Gestein gefressen hat. Immer wieder beeindruckende Ausblicke und hübsche Möglichkeiten zum Verweilen.

Wir erreichen irgendwann den Ort Çorovodë ohne aber anzuhalten. Weiter geht es auf extrem kurvenreicher und hügeliger Landstrasse, immer wieder am Lenkrad kurbeln und im Getriebe rühren, für Gegenverkehr anhalten… ächz. Das Fahren auf der Piste war weniger anstrengend.
Vorbei an Poliçan mit seinen gewaltigen Ruinen der ehemaligen Waffenindustrie, und irgendwann am späten Nachmittag erreichen wir Berat.

Uns scheint, als könnte man hier am Rande der Altstadt gut stehenbleiben zum Nächtigen. Kommt schon einer auf dem Radl an: „Camping?“ Hm. Wo ist das denn? Ja gleich da hinter der Universität. Ja dann schauen wir doch mal, er also auf dem Radl voraus, wir im Laster hinterher. Camping, das ist bei Niko das Parken im Garten vor seinem Gästehaus. Auf Rasen, bei wieder einsetzendem Regen. Nicht ganz günstig, aber egal, es gibt wieder eine Dusche. Wir also rein in den Garten und mit unseren Stollenreifen gleich mal den halben Rasen umgepflügt. Aber für Niko alles „nooo problämm“. Na dann.

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Niko radelt vorweg….

Pässe, Pisten, Plörre

Wir verlassen Himarë weiter auf der SH8 nach Norden in Richtung Vlorë und durchqueren zahlreiche griechische Orte, bis wir endlich den Llograra-Pass erreichen, der als einer der „Top Coastal Drives of the World“ gilt. In unmittelbarer Nähe zum Meer windet sich die Strasse spektakulär auf über 1000 Meter hoch, umringt von schönen Wäldern, und immer wieder der grandiose Ausblick aus der Höhe aufs Meer.

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Llogara-Pass – Über den Wolken….

Ein letztes Mal blicken wir nach Korfu und beginnen den Abstieg nach Orikum, vorbei an der Halbinsel Karaburun, die wir zu gerne mal befahren würden. Wir erreichen unsere erste albanische Grossstadt auf diesem Trip – Vlorë. Die zwar nur zum Transist doch gestaltet sie sich trotzdem schwierig genug. Die Hauptdurchgangsstrasse ist eine einzige Baustelle, und irgendwann leitet uns ein Verkehrspolizist als LKW in eine Umleitung.  Und irgendwie schaffen wir es, mit dem Navi auf engen, ungeteerten Strassen durch Vororte und weichen primär fehlenden Gullideckeln aus. Der zwischenzeitlich wieder einsetzende Regen verwandelt selbst die Stadtdurchquerung in eine Schlammschlacht.

Unser Ziel heisst jedenfalls Tepelenë, also nehmen wir die SH76 in Richtung Südosten – der Asphalt aus grauer Vorzeit und schon entsetzlich zerhämmert.

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allgegenwärtig – Partisanendenmäler

Dafür sollte laut unserer detaillierten und aktuellen Karte von freytag & berndt der Asphalt schon in Vajzë aufhören, wir rollen auf nagelneuem Asphalt weiter bis Sevaster den Berg hinauf. Dann kommt uns im Gegenverkehr ein LKW entgegen, hupt und bleibt stehen. Wir bleiben auch stehen. Alex steigt aus. Der Fahrer des LKW fragt: „Tepelenë?“ Deutet dann auf unseren LKW, schüttelt dabei verneinend den Finger und erklärt mit Zeichensprache ein Problem mit der Höhe. Mist. Wir wussten, dass wir für manche albanische Strecken zu gross sind.Wir fahren noch bis zum Ende des Asphalts in Sevaster. Immer wieder halten Autos an um zu fragen, ob wir ein Problem hätten. Wir fragen uns durch: Tepelenë? Jaja, da lang. Ok, und geht mit Kamion? Gross? Nein nein, gar kein Problem. Wir haben Zweifel. Aber wir versuchen es. Also bei wieder einsetzendem Regen runter vom Asphalt, rauf auf die steile Piste. Steil, schmal, steinig, rutschig. Rechts Berg, links Abhang. Und nach einem halben Kilometer: Endstation. Ein Felsvorsprung verengt den Eselspfad auf Minimalspur. Bei Trockenheit hätten wir es uns -vielleicht- noch gewagt, in Milimeterarbeit um den Fels am Abgrund herumzunavigieren. Bei Regen: no way. Lieber umkehren als tot. Also einen halben Kilometer im Rückwärtsgang zurück. Wenden ist ja nicht. Alex am Steuer, Kathrin zu Fuss  hintendran als Einweiserin. Zum Glück kam der Felsvorsprung auf km 0,5 und nicht km 15….

Die Strecke entlang der Vjosa bleibt uns also leider verwehrt. Also durchfragen bei Einheimischen, und die verweisen uns auf die Piste über Amanicë. Also gut, machen wir, sollten nichtmal 20 km bis zur Hauptstrasse in Vllahinë sein. Rauf auf die Piste, und wir schaukeln uns gemächlich bei Starkregen über die Piste. Toll. Zu Hause 30 Grad und Sonne, wir im Süden fahren derweil durch den Matsch.
Die Landschaft ist jetzt auch nur so mittelspannend, hügelig, aber ohne irgendetwas interesantes. Und irgendwann taucht die erste Ölpumpe am Wegesrand auf. Gefolgt von beissendem schwefeligem Erdölgeruch. Wir sind nun mitten im Ölfeld von Patos-Marinza, das grösste Onshore-ölfeld Europas. Die rostigen Ölpumpen aus grauer sozialistischer Vorzeit. Das schlampige Rohrgerümpel genauso rostig, infolgedessen überall dort, wo Rohre liegen ein schwarzer Ölschleier auf den Gräsern. Nach Grundwasser sucht hier hoffentlich keiner mehr…

In Vllahinë landen wie dann auf der Hauptstrasse SH100. Zumindest laut unserer Strassenkarte. Die zwischenzeitlich von uns gekaufte albanische Strassenkarte ist da ehrlicher. Die unterscheidet nämlich Strassen ohne Belag nach „Hauptfeldweg“ und „Nebenfeldweg“. Was mit wenigen Ausnahmen das gesamte albanische Strassennetz betrifft.
Also weiter auf übel zerfahrenem Schotter mit Regenauswaschungen über eine kurvenreiche Strecke mit viel Auf und Ab, vorbei an einem handgemalten Schild „Route 66“. Äh, what??

Viele Autos begegnen uns hier nicht. Uns begleitet mehr oder minder der stechende Geruch des heavy crude oils, das hier gefördert wird. Vorbei an einem Tanklager auf einer Anhöhe, unter dem sich eine hunderte Meter lange und breite Erdölspur den Berg hinunterzieht, vielleicht infolge eines geborstenen Tanks. In jedem Fall eine Umweltkatatstrophe sondersgleichen.

Und irgendwann sehen wir aus der Kurve einen LKW im Gegenverkehr. Wir warten, und uns kommt entgegen: eine normale Scania-Sattelzugmaschine 4×2, also klassisches Strassenfahrzeug. Auf einer Schotterpiste. Berg hoch. Bei Regen. Mit einem Sattelauflieger voll mit Erdöl. Vollgas, die Hinterräder nur noch durchdrehend, das Fahrerhaus auf der Piste in die Lagerung hämmernd, der Motor heult und brüllt, der Fahrer muss sich sogar am Dachgriff festhalten. Klar, was soll er auch tun hier am Anstieg? Bleibt er stehen, bekommt er die Fuhre hier nie mehr in Gang. Kathrin will Fotos machen und ist starr vor Schock, so wie der Typ den Sattelzug hier hochjagt macht der das eh nicht mehr lang. Das Heulen des Motors klingelt uns in den Ohren. Unfassbar. Wir fahren mit Allrad und durchschnittlichen 8-10 km/h und der…. Aber wie man mit einer Strassenzugmaschine überhaupt hier rumkurvt, und dann ausgerechnet mit dieser Fracht, lässt uns sprachlos zurück.

Irgendwann erreichen wir dann wieder Teer und geben Gas so gut es geht. Es wird langsam dunkel, und Nachtfahrt ist hier sowas von Tabu. Wir erreichen gerade noch so Tepelenë und suchen einen Standplatz für die Nacht. Dabei verursachen wir auf den engen Strassen des Ortes ein halbes Verkehrschaos, weil wir Gegenverkehre lahmlegen, ganze Autokolonnen wegen uns bereitwillig den Rückwärtsgang einlegen. Au weh….

Am Ende finden wir einen Schlafplatz an einer Tankstelle. Bilanz an diesem Tag: 7 Stunden Fahrzeit für nur 195km. Oh, Roads of Albania….

Gammeln auf Einladung

Freitag, 9.9.16: Wir verlassen Syri i kaltër, nachdem gegen 9 Uhr schon wieder die ersten Besucher eintrudeln. Den freundlichen Morgen nutzen wir, um nochmal einen Versuch auf Meer zu starten. Also zurück zur Küste, und dann folgen wir der SH8 in Richtung Norden.
Die Strasse -ziemlich piccobello ausgebaut- befindet sich nie weit weg vom Meer, aber fast immer in über 100 Metern Höhe, und offenbart dabei tolle Ausblicke auf traumhafte Buchten mit türkisblauem Wasser, die mal über mittlerweile geteerte Strassen, mal nur über Eselpfade zu erreichen sind. 

Wir wagen unseren ersten Versuch bei einer Bucht, die als Kakome Beach ausgeschildert ist. Wir folgen der Strasse, die einigermassen neu geteert relativ kurvenreich zur Bucht abfällt und enden irgendwann – vor einem gigantischen Rolltor samt Security. Fern dahinter: eine traumhafte Bucht, die allerdings nicht mehr zugänglich ist, sondern eine einzige Baustelle für ein „luxury resort“darstellt. Die Baustelle konnte man zwar sehen, auch die zig halbfertigen Gebäude, nicht aber, dass noch irgendwelche Bauarbeiten im Gange wären. Wie wir zwischenzeitlich erfahren haben, handelt es sich hierbei wohl auch eher um ein Geldwäscheprojekt und Stützpunkt für Drogenschmuggelboote unter Beteiligung bekannter Mafia-Grössen mit voller Kenntnis des Staats. Auch das ist Albanien.
Also umdrehen und nächster Anlauf in der Bucht von Lukovë. Hier finden wir einen tollen Strand mit herrlichem Wasser und verweilen ein wenig. Direkt hinterm Strand weiden die Kühe, die sogar im Müll der Strandrestaurants grasen.
A propos Müll: der ist bisher leider allgegenwärtig. Sei es in jeder Schlucht neben der Strasse oder hier direkt am Strand – überall liegt er rum. Fast schlimmer als in Marokko. Ein echtes Drama. Wir suchen zwar immer brav Mülltonnen, wissen aber genausogut, dass das eh für die Katz ist. Wir sind zu deutsch.

Am Nachmittag wieder Aufbruch, unser Tagesziel soll Himarë heissen. Also zurück auf die Hauptstrasse, von der wir kurz hinter Lukovë Ausblick auf den mittlerweile  verlassenen U-Boot-Stützpunkt erhaschen, mit seinem Riesentunnel im Wasser in den Berg geschlagen, um die U-Boote zu berbergen. Geschichte wurde hier zweimal geschrieben. Einmal, als hier beim Bruch Albaniens mit der UdSSR sowjetische U-Boote versenkt wurden. Dann, als bei den Lotterieaufständen 1997 hier die Zivilbevölkerung in Folge des kompletten Zusammenbruchs der staatlichen Ordnung die Waffenlager des Militärs plünderte. Seitdem dürfte vermutlich jeder Haushalt im Süden Albaniens über eine Kalaschnikow verfügen.

Irgendwann am Nachmittag erreichen wir Himarë, den Ort von dem man sagt, nirgends sei das Wasser blauer als hier. Wir fahren einmal durch den Ort, finden aber keine brauchbare Möglichkeit, uns mit dem Laster für die Nacht zu postieren. Also nochmal umdrehen, und am südlichen Ortseingang rechts in eine Schotterstrasse eingebogen, die aber gleich hinter Schilf wieder in Asphalt übergeht. Hier gibt es nur noch kleine Hotels und Gästezimmer – und üppig Parkraum direkt am Strand. Ist doch perfekt!
Wir wollen schon parken, blökt ein älterer Herr auf dem Moped irgendwas auf Albanisch zu uns. Wir dann alle Sprachen durchprobiert, Griechisch hat funktioniert. Der Mann stellt sich vor als Tassos, der Besitzer des Hotel Likoka, und wir können ohne Probleme direkt vor seinem Hotel parken und von ihm Strom und Wasser haben. Oh, ok!
Wir erfahren, dass die Bewohner von Himarë bis heute überwiegend Griechen sind, wie vor 1000 Jahren. Wir werden von Tassos und seiner Frau erstmal zu Bier und Raki eingeladen, es wird viel geredet. Tassos hat einen ganzen Hof voller Tiere. Enten, Hühner, Gänse, Hund mit Welpen und Aale die er alle voller Stolz zeigt. Der vor dem Haus angelegte Kreisverkehr wird als Garten zweckentfremdet.

Irgendwann war gar nicht mehr die Rede davon, nur vor seinem Hotel zu parken, sondern uns wurde ein Zimmer angeboten, als Gäste, kostenlos natürlich. Wow. Unser Hinweis, dass wir unser eigenes Bett doch dabei haben wird beseite gewischt. „Nein nein, kommt nicht in Frage, Ihr seid unsere Gäste, Ihr geniesst unsere Gastfreundschaft.“ Nochmal: Oh. Ok.
Wir fragen Tassos, wo wir noch etwas zu Abendessen einkaufen können. Als geklärt ist, dass wir Lust auf Fisch haben wirft Tassos einen Blick über die Bucht und sagt, „da ist gerade ein Boot gekommen“ und fährt mit Alex auf dem Moped in den kleinen Hafen, wo direkt vom Schiff ein Kilo Garnelen und ein 4 Kilo Seehecht gekauft werden. Tassos‘ Frau Sonia bereitet beides an diesem Abend mit viel Liebe zu. Der Tisch biegt sich und wir geniessen ein sehr feines und gemütliches Abendessen zu viert.

Am nächsten Morgen gibt es erstmal reichhaltigstes Frühstück mit Mokka, Würstchen, Ei und Schafskäse. Es fehlt an nichts und wir kommen uns vor als gehören wir schon zur Familie. Danach: Strandgang. Das Wasser ist zwar im Vergleich zu Ksamil und Lukovë wegen kalter Strömungen sackkalt. Dafür aber wirklich kristallklar. Bei Schnorcheln tut sich unter Wasser eine Fernsicht auf wie man sie aus dem Mittelmeer nicht kennt.

Mitragessen heißt: um 16h wird zu Tisch gerufen. Es gibt ein üppiges Mittagessen. Ächz. Schnauf. Pappsatt von Kartoffeln un Rindfleisch. Und natürlich braucht es irgendwann weit nach 9: ein abermals üppiges Abendessen. Was ein Mastprogramm. Wir können kaum mehr geradeaus laufen. Aber es sterben Leute bekanntlich am Hunger, nicht am Essen. Das sagt zumindest die Griechisch albanische Weisheit.
Am nächsten Morgen und nach zwei Nächten dann Aufbruch. Nicht ohne herzliche Verabschiedung und nicht ohne die dringende Bitte, nächstes Jahr wiederzukommen, dann aber bitte mit Baby und für viel längere Zeit. Aber gerne doch! 

Das Hotel Likoka verfügt über Zimmer mit Meerblick, Bad mit Dusche und Toilette. Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet, zum Strand braucht es 10 Meter = einmal um die Terrasse rum.

Kultur und Natur in Albanien – Teil 1

Donnerstag, 8.9.16: Die morgendliche Beseitigung des Regendesasters der Nacht dauert natürlich ewig, es geht gegen 11, bis wir endlich abfahrbereit sind. Und dennoch verzögert sich die Abfahrt weiter, weil die liebenswürdige Campingmama noch einen Abschiedsfrappé anbietet. Also nochmal ein bisschen mit den Tirolern quatschen, die ersrmal eine andere Route einschlagen und wir uns deshalb vorerst verabschieden.
Um 12 Uhr heißt es Aufbruch aus Ksamil. Und was macht man bei Regenwetter? Städte anschauen, deshalb Kurs: Gjirokastër.
Wir folgen erst der gut ausgebauten Küstenstrecke und landen dann auf einer Strasse, auf der mit Mühe noch Tempo 30 zu erreichen ist. Der Asphalt löchrig, die Strasse eng und kurvenreich sich über den Berg windend. Dafür ist die Landschaft mit den schroffen Bergen, tiefen Schluchten und üppigen Laubwäldern ein Genuss. Kurz vor Gjirokastër landen wir auf der guten Nationalstrasse, derer links und rechts immer wieder Dörfer liegen, deren Ortsschilder zweisprachig Albanisch/Griechisch sind. Für knapp 60 Kilometer brauchen wir gute 2 Stunden.

So erreichen wir irgendwann das am steilen Berghang gebaute (noch) Weltkulturerbe Gjirokastër, quälen unseren Steyr den Berg hoch bis zum Rande. der Altstadt und lassen uns zu enem Bummel durch die leider nicht überall denkmalwürdig gepflegte Altstadt hinreissen. 

Schade: Die geführte Besichtigung des in kommunistischer Zeit in den Berg geschlagenen Geheimtunnels verpassen wir leider um 5 Minuten.
Schweisstreibend der Aufstieg zur riesigen, aber sehenswerten Burg mit einem tollen Ausblick über Stadt und Land. 

Am späten Nachmittag wieder Aufbruch aus Gjirokastër. Der Weg führt uns zurück in die Richtung aus der wir kamen, unser Tagesziel heisst: Syri i kaltër, das „blaue Auge“.
Wir biegen von der Strasse rechts ab auf eine mit Schlammlöchern übersäte Piste, die irgendwann über einen Staudamm führt und schliesslich vor einem Restaurant endet. Wir sind also da, an einem der grossen Naturwunder Albaniens, das in kommunistischen Zeiten für „normale“ Leute nicht zugänglich war, sondern als Erholungsort der Parteikader diente.
Und dann machen wir unsere ersten Gänge zu dieser Quelle, bei der das Wasser unter Druck aus einem Loch in der Erde mit unbekannter Tiefe gedrückt wird und dabei in allen Schattierungen von Türkis bis Indigoblau schimmert.
Schade nur, dass der Himmel so wolkenverhangen ist. Hier verbringen wir jedenfalls eine sehr ruhige Nacht, in der wir ausser dem Rauschen des Wassers nichts hören, bis wieder ein erstklassiger Regenguss einsetzt. Dafür ist der nächste morgen recht freundlich, und noch bevor wieder die ersten Besucher eintreffen laufen wir nochmal zur Quelle, die wir ganz für uns allein haben, der Morgendunst noch über dem Wasser. 

Zauberhaftes Albanien.

Mal wieder abgesoffen

DIE Nacht von Montag auf Dienstag: einschlafen fast unmöglich, weil um 1 Uhr nachts immer noch 28 Grad in der Hütte sind. Irgendwann aus Schlaflosigkeit mal aufgestanden und da ist in der Ferne der Himmel schon hell durch Blitze erleuchtet. Oha. Da zieht wohl was auf.
Innerhalb einer halben Stunde bricht über uns eines der schlimmsten Gewitter herein, das wir je erlebt haben. Es blitzt und donnert als hätte das Himmelvaterl höchstpersönlich den Untergang bestellt. Stundenlang ist es hellster Tag. Es donnert, dass uns halb die Ohren wegfliegen. Auf dem Campingplatz bilden sich überall Sturzbäche, das Ufer bricht teilweise weg, den Stellplatznachbarn spült es fast das Zelt weg.
Selbst durch unser bisher völlig dichtes Oberlicht tropft es mittlerweile. Och neeee. Wir stellen in bewährter Manier Schüsseln auf. Tropf. Tropf. Na bravo. Nahezu 5 Stunden ist der Teufel los.

Und der Regen hört auf: gar nicht mehr. Es regnet den ganzen Dienstag bei 21 Grad ununterbrochen, derweil zu Hause in München bei 26 Grad die Sonne scheint. Kannste Dir nicht ausdenken.
Deshalb: Abfahrt nach Albanien verschoben. Dann eben Gammeltag bei Regen. Kennen wir ja noch aus Fes. Räumen wir halt unser Equpment mal von rechts nach links und wieder zurück. Schlauerweise haben wir unsere Bestuhlung draußen gelassen. Aber selbst unters Wiggerl stellen schützt vor Strafe nicht. Unsere Aussendusche bewährt sich.

Am Dienstag abend lernen wir Edi und Bernie aus Tirol kennen, mit denen wir einen lustigen Abend verbringen und am Mittwoch morgen die Reise gemeinsam Richtung Albanien fortsetzen.
Keine 10 km weiter verlieren wir uns schon beim Anhalten zum Zigaretten kaufen in Igoumenitsa. Wir fahren also erstmal weiter zum Grenzübergang Qafe Bote, bunkern im Duty Free noch üppig Zigaretten und sind innerhalb von 5 Minuten eingereist.

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Von Igoumenitsa nach Qafë Botë

Wir beschliessen, hier noch etwas zu warten und vertilgen erstmal einen leckeren Sandwich, derweil sich Kathrin einen kapitalen Wespenstich am Ellenbogen einfängt. Autsch! Fliegende Bestien.

Nach 45 Minuten kommen auch die Tiroler an die Grenze, und wir setzen den Weg gemeinsam fort nach Butrint, inklusive erstem Pistenausflug.

Die Besichtigung des antiken Butrint schaffen wir wie zu erwarten war nicht in den selbstgesteckten 25 Minuten, viel zu gross, weitläufig und sehenswert ist das Gelände mit den Ausgrabungen.

Danach Aufbruch nach Ksamil, wo wir endlich Strand erwarten. Im durchaus lauschigen Ksamil, das nicht viel anders aussieht als griechische Badeorte am Ionischen Meer, Suche nach einem Campingplatz. Und wir landen nach Matschpiste mitten im Wohngebiet im Innenhof der netten Gastwirte, drei Minuten vom Strand weg. Perfekt. So geniessen wir den ersten Strandtag. Am Abend: Essen irgendwo in einem Strandrestaurant. Der Kellner ist sichtlich überfordert mit uns als einzigen Gästen an diesem Abend, aber absolut bemüht. Hat am Ende eigentlich auch fast alles gepasst, abgesehen davon, dass Kathrins Lamm erst kam, als alle anderen schon eine halbe Stunde lang mit Essen fertig waren. Nunja. Man sieht darüber hinweg…

Den Abend lassen wir gemütlich ausklingen. Am Donnerstag morgen – es hat die ganze Nacht durchgeregt. Mal wieder.  Und wir hatten uns doch so gemütlich aufgebaut, mit Markise und allem. Kathrin schon wach und sagt: „Du, ich glaube wir müssen mal die Markise ausleeren.“ Alex schält sich also langsam aus dem Bett, und schon tut es draussen einen gehörigen Schlag. Wir waren also zu langsam. Unter den Wassermassen die in der Markise lagen ist der Stützfuss komplett weggebogen. Scheisse. Also erstmal im strömenden Regen halbwegs wieder aufgestellt. Da müssen wir wohl nach Ersatz suchen, denn so wie es das Teil verbogen hat rückt sich nix mehr gerade.
Dann wird beratschlagt: wie jetzt weiter? Der Regen hört zwar zwischenzeitlich auf, aber der Himmel bleibt so schwarz wie ein Nachmittag im November.
Der Entschluss fällt schnell: weg, weg, weeeeeg hier.